Die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 12 besuchten am Mittwoch, den 30.10. das Theater an der Wilhelmshöhe in Lingen und sahen das Lustspiel ,,Der zerbrochene Krug’‘ von Heinrich von Kleist.
Beweggrund für den Besuch war die Vorgabe des niedersächsischen Kultusministeriums, dass dieses Drama als abiturrelevant ist. Da es selten die Möglichkeit gibt, ein abiturrelevantes Werk parallel zur Unterrichtseinheit auf der Bühne zu erleben, wurde diese Gelegenheit gern genutzt.
Die Aufführung begann mit einigen einleitenden Worten des Intendanten, der persönliche Einblicke in das Stück gab. Interessanterweise erläuterten die Theaterleitung, dass die ursprünglich als Komödie konzipierte Geschichte von ihnen eher als Tragödie wahrgenommen wurde.
Anschließend begaben wir uns in den Saal. Während des Stücks fiel auf, dass der originalen Sprechakte weitgehend beibehalten wurden. Auffällig war jedoch, dass die Darsteller sich entschieden hatten, die Rolle des Gerichtsrats Walter als Frau zu besetzen und die Kostüme sowie Requisiten sehr modern zu gestalten. Dadurch entstanden gewisse Spannungen zwischen dem historischen Text und der zeitgenössischen Inszenierung.
Eine überraschende Neuerung war die Ergänzung einer alternativen Szene, in der der Dorfrichter Adam durch Suizid die Flucht ergreift. Kurz darauf wurde in einem alternativen Ausgang jedoch auch das originale Ende des Stückes gespielt.
Besonders beeindruckten die schauspielerischen Fähigkeiten der Darsteller sowie die Kostüme, die trotz moderner Anpassungen die Originalcharaktere gut widerspiegelten. Alle Sinne wurden durch den Einsatz von Requisiten wie Zigaretten und den Rauch, der die Figur Brigitte umgab, mit in das Stück eingebunden. Das aufwendige Bühnenbild unterstützte ebenfalls die angestrebte Atmosphäre: Das Dorfgericht wurde als verfallen und unprofessionell dargestellt, was die chaotischen Zustände und das fehlende Vertrauen in die Rechtsprechung abbildete.
Diese Inszenierung des Werkes ermöglichte viele neue Einblicke und wird besonders in der Analyse von Dramenszenen als wertvolles Unterrichtsmaterial dienen.
Havin Yorulmaz, Jg. 12
