Nachdem bereits im Frühjahr 2023 acht Gymnasiasten zu Gast in Haselünnes niederländischer Partnerstadt Elburg waren und im Herbst desselben Jahres acht weitere Jugendliche des Kreisgymnasiums nach Finnland durften, war es im Februar 2024 endlich so weit: Alle ausländischen Gäste kamen nach Haselünne! Insgesamt 32 Jugendliche der drei beteiligten Schulen – also neben dem Kreisgymnasium St. Ursula noch das Mikkelin Lukio sowie das Nuborgh-College Lambert Franckens – warteten gespannt auf das dritte und somit letzte Projekt der aktuellen Erasmus-Runde, die unter dem Motto »Responsible Energies« steht. Und nachdem sowohl die Niederländer als auch die Finnen in ihren Vor-Ort-Projekten den energetischen Aspekt des Wohnens behandelt hatten, wollten die Haselünner völlig neue Perspektiven bieten. Zusammen mit Vertretern der Emsländischen Eisenbahn (EEB), die für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr im mittleren Emsland zuständig ist, sollten die transnationalen Schüler-Consulting-Agenturen die Frage lösen: »Wie kann man Schülerbeförderung im Dreieck Haselünne-Meppen-Lingen effizient und umweltfreundlich gestalten?«
»Im Grunde ist das ja unser Alltag«, erklärt David aus der 10a. »Jeden Morgen frage ich mich: Soll ich mich mit anderen Lohern und Lahrern in den Bus quetschen oder nehme ich das Fahrrad?« Abseits dieser beiden Optionen, welche sicherlich die meisten Schülerinnen und Schüler aller Haselünner Schulen nutzen, stand aber auch schnell fest: »Eltern-Taxis sind sicherlich weder effizient noch umweltfreundlich!«
Die folgende Projektwoche führte die Haselünner Gastgeber und ihre internationalen Freunde in unterschiedlichste Aspekte des lokalen Verkehrs ein: Während die einen bei einer Führung durch das Gaskraftwerk Lingen von den Plänen für den »Wasserstoff-Hub« im Emsland hörten, lernten andere Jugendliche, wie die Effizienz einer Bahnstrecke berechnet werden kann – natürlich am Beispiel der Bahnverbindung Meppen-Haselünne-Essen (Oldenburg), deren Reaktivierung ja aktuell im Niedersächsischen Verkehrsministerium debattiert wird. Auch der Club »Verkehrswende Cloppenburg-Emsland« kooperierte mit dem Erasmus-Projekt und stellte die eigene Position zum geplanten Bau einer Autobahn durch das Hasetal dar. »Die Eindrücke sind schon vielfältig«, bestätigt auch Lina aus der 10c. »Aber genau das macht ja die Herausforderung bei dieser Projektarbeit aus.«
Am Ende der Woche präsentierten drei Gruppen im Sitzungssaal des Haselünner Rathauses ihre Befunde – auf Englisch, vor offiziellen Vertretern des Landkreises, der Emsländischen Eisenbahn, des Schulleiters Norbert Schlee-Schüler sowie des Haselünner Bürgermeisters Werner Schräer! Einig waren sich die Jugendlichen, dass bereits viel getan würde, dass viele Möglichkeiten aber nicht transparent genug kommuniziert würden. Zusätzlich sprachen sich nahezu alle Gruppen für eine bessere Taktung und Verzahnung im ÖPNV aus und rieten dazu, auch Fahrräder als Option einzuführen. »Bei uns in den Niederlanden gibt es die ›OV-Fiets‹, die man über die App der Bahn buchen und dann in Innenstädten nutzen kann, um bis ans Ziel zu kommen. Warum sollte das in Deutschland nicht gehen?« gibt die 16-jährige Iris aus Elburg zu bedenken.
Wie bereits bei vergangenen Projekten in Haselünne wollten die Vertreter des Landkreises auch diesmal die Ergebnisse aller Projektgruppen gerne mitnehmen, um ihre Umsetzbarkeit im echten politischen Betrieb zu prüfen. Das ist letztlich auch ein Ziel dieses Erasmus-Projekts: Zu bemerken, dass man auch als junger Mensch sein Umfeld in Haselünne und im gesamten Emsland beeinflussen und mitgestalten kann. In diesem Sinne werden die drei beteiligten Schulen ihre Kooperation natürlich fortsetzen – mit neuen Generationen von Schülerinnen und Schülern und mit einem neuen Projekt-Oberthema. »Man kann den jüngeren Jahrgängen nur ans Herz legen, sich dafür zu melden. Erasmus ist nämlich eine echte Erfahrung fürs Leben«, fasst Tim aus der 10b seine Erfahrungen zusammen.