Zwischen Zwolscheweg und dem Zuiderzeestraatweg Oost liegt, mitten in der Haselünner Partnerstadt Elburg, ein kleines grünes Paradies: Safte Weiden, alter Baumbestand und ein kleiner Entwässerungsschlot – ein Eldorado für Immobilien-Investoren? Oder doch ein schützenswerter Bestand innerstädtischer Natur? Mit dieser kniffligen Frage setzten sich Ende Juni acht Haselünner Schüler und ihre niederländischen Gastgeber im Rahmen des gemeinsamen Erasmus+-Projektes auseinander. Es war höchste Zeit für eine weitere Runde im internationalen Projekt »Responsible Food«!
Gemeinsam mit den betreuenden Lehrkräften Frau Roming und Frau Dulle führte das Projekt acht Schüler an den südöstlichen Rand des IJsselmeeres, wo sich die alte Hansestadt Elburg befindet, seit 1989 Partnerstädte. Seit einigen Jahren kooperieren auch die Gymnasien der beiden Städte, also das Kreisgymnasium St. Ursula und das Nuborgh-College Lambert Franckens, im Rahmen einer von der EU geförderten Partnerschaft. Gemeinsam mit einer finnischen Schule kümmern sich Schüler in internationalen Gruppen um externe Aufträge, aktuell zum Themenkomplex »Responsible Food«, das heißt Fragen zu nachhaltiger, gesunder, regionaler Ernährung. Und diesmal hatte die Gruppe »De Groeikas« um Hilfe gebeten: Die Wiese im Stadtgebiet Elburgs solle in Wohngebiete umgewandelt werden; gemeinsam mit »De Groeikas« sollten die deutschen und niederländischen Schüler Argumente finden und präsentieren, warum eine naturnähere Nutzung die bessere Wahl ist.
Um also die Stadt und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen, tauchten die Schüler gemeinsam ein die Historie Elburgs ein: Stadtführungen und eine Tour auf tradtionellen Booten, die früher zum Fischfang in der Zuiderzee (bevor aus dieser das eingedeichte Süßwasserreservoir namens IJsselmeer wurde) eingesetzt wurden, halfen dabei – und sorgten natürlich auch für viel Vergnügen. »Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man auf so einem Boot steht und sprichtwörtlich das Ruder in der Hand hat«, grinst Tyler aus der 10b. Doch es ist nicht alles Vergnügen in der Provinz Gelderland: Gemeinsam telefonieren die länderübergreifenden Teams mit Supermärkten und Bauernhöfen vor Ort, informieren sich über alternative Nutzungsmöglichkeiten des städteplanerischen Filetstücks und feilen schlussendlich an ihren Präsentationen. Diese sollen am vorletzten Tag der Exkursion im Rathaus der Stadt Elburg präsentiert werden. Nicht nur die Lokalpresse hat ihr Kommen angekündigt, sondern die Präsentation wird – wie bei politischen Veranstaltungen in den Niederlanden durchaus nicht unüblich – live im Internet gestreamt, um allen Bürgern eine politische Teilhabe zu erleichtern. »Der Livestream macht die ganze Sache natürlich noch kniffliger«, gibt Sarah zu bedenken. Die Zehntklässlerin aus Haselünne mit niederländischen Wurzeln möchte hier brillieren: »Da muss dann eben alles perfekt sitzen!«
Tatsächlich: Die Präsentationen laufen wie am Schnürchen! Routiniert und selbstbewusst tragen die einzelnen Teams ihre Ideen im Elburger Sitzungssaal vor – auf Englisch. Die Vorschläge unterscheiden sich im Grunde nur in Details, als roter Faden zieht sich ein Lehrbauernhof durch die Präsentationen. Mal mit, mal ohne Hofladen; mal mit, mal ohne touristischen Betrieb. Grundsätzlich aber sind sich die niederländisch-deutschen Schülergruppen einig: Für das Zusammenleben in der Stadt, als leicht aufzusuchenden Ort der Naherholung sowie als Ort des Lernens für Kinder, die immer weniger und immer seltener mit der Realität des bäuerlichen Lebens in Kontakt kommen, wären die Weiden zwischen dem Zuiderzeestraatweg Oost und der Zwolschestreet deutlich besser als für ein weiteres Neubaugebiet, das letztlich doch nur den dort Hinziehenden zugute käme. »Und dafür ist dieser wunderschöne Ort viel zu schade. Der sollte weiterhin allen Elburgern gehören«, erklärt Simone aus Elburg. »Darüber aber entscheidet nun der Stadtrat.«