Was im Biologieunterricht geschehen muss, formulieren die Vorschriften im niedersächsischen Kerncurriculum ziemlich dröge: „Die Schülerinnen und Schüler führen Untersuchungen, Versuche und Nachweisverfahren eigenständig durch.“ – Was die 8b in der Praxis bei Frau Hölzen dann daraus macht – ebenso wie Herr Wolters mit der 8c im Raum nebenan –, ist allerdings sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für zufällige Zuschauer ungemein beeindruckend.
„Wir versuchen im Bio-Unterricht grundsätzlich, nicht nur Theorie beizubringen, sondern Natur und Leben auch im Wortsinne begreifbar zu machen“, führt Frau Hölzen aus. „Und im Unterrichtszusammenhang ‚Atmung‘ ergab sich dann die Chance, von einer Schülerin Schweineherzen und -lungen für Experimente zu erhalten und so im Experiment beispielsweise den Weg der Luft von der Luftröhre bis in die immer kleineren Verzweigungen innerhalb der Lunge nachvollziehen.“ Selbstständig dürfen die zwischen 14 und 15 Jahre alten Jugendlichen deswegen mit Skalpellen und Gerätschaften die tierischen Innereien sezieren, präparieren und analysieren. „Natürlich ist das mit Blut und Gewebe erst mal unangenehm, aber wer wirklich nicht möchte oder zum Beispiel kein Blut sehen kann, für den gibt es ja Alternativaufgaben“, erklärt Julius, während er versucht, den Blutfluss durch das Schweineherz nachzuvollziehen. Tatsächlich erarbeiten an einem separaten Tisch einige Achtklässlerinnen und Achtklässler die Inhalte ohne tierische Präparate.
Währenddessen kümmert sich Laurenz um die Funktion der Lungenflügel, die dunkel und verschrumpelt auf einem Tablett vor ihm liegen. Gemeinsam mit einem Mitschüler setzt eine alte Luftpumpe an die Luftröhre an – und nach wenigen Pumpstößen bläht sich die Schweinelunge auf ein Vielfaches ihres Leervolumens auf. „Das wird ja riesengroß“, wundert sich Gregori, der dann probeweise mit einer Nadel ein Loch in die aufgeblasene Lunge stechen darf. Der schwammartigen Konsistenz der Lunge führt dieses Loch jedoch kaum Schaden zu. „Als wenn nichts gewesen wäre“, fasst Gregori seine Beobachtungen zusammen. „Man hätte ja denken können, dass dann die Luft entweicht, so wie aus einem Luftballon. Das ist aber gar nicht so.“ Ebenfalls auffällig ist die Farbveränderung: Während die luftleere Lunge dunkel aussieht, weist die mit Luft prall gefüllte Schweinelunge eine hellrosa Färbung auf.
Am Ende zeigt die 8b, dass sie nicht nur gut Sezieren und Beobachten kann, sondern auch Ordnung und Aufräumen beherrscht. Während die einen Skalpelle spülen, wischen die anderen Tabletts ab oder entsorgen die Schweinepräparate fachgerecht. „Auch diese Teamarbeit ist verlässlich gelungen“, freut sich die Biologielehrerin.