„Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns nicht rächen?“ – 3. Akt, 1. Szene / Shylock
Am 24. Januar besuchte der Kurs Englisch auf erhöhtem Niveau zusammen mit Frau Kühling und Herrn Schrant Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ in Bremen.
Das Stück der Bremer Shakespeare Company wusste dabei mit seiner Inszenierung aus der radikal subjektiven Perspektive des Kaufmanns Antonio zu verwirren und zugleich zu begeistern. Traumähnliche Filmprojektionen spiegelten hier das Innenleben der Figuren, das unter dem Zwang der gesellschaftlichen und ökonomischen Rollenbilder eben nicht „gelebt“ werden kann, wider.
Zu dieser Inszenierung heißt es in der Rezension: In Venedig heißt Gewinn das Zauberwort. Eine Gesellschaft, die die Gesetze der Markwirtschaft verinnerlicht hat, bietet kaum „natürliche“ Sicherheit. Stattdessen: Versprechen, Kredite, Darlehen. Finanzielle und emotionale Abhängigkeiten, die Suche nach absoluter Sicherheit vor dem Risiko und die Angst vor der eigenen Schwäche bestimmen den Handel, den der Kaufmann Antonio und der Bankier Shylock in Venedig abschließen. Antonio, aufgerieben zwischen finanzieller und persönlicher Hybris, bietet seinem Gegner Shylock selbst sein eigenes Fleisch als Pfand gegen ein Darlehen an. Ein Angebot, das Shylock, menschlich und gesellschaftlich zutiefst beleidigt und verachtet, nicht ablehnen kann – endlich sieht er seinen Moment der Rache an Antonio und Venedigs Honoratioren gekommen.